Tees heißen in China ja selten so, wie sie aussehen. Beim Tin Kuan Yin ist das vermutlich anders. Die erste Silbe heißt übersetzt „Eisen“, was entweder von der Farbe herrührt, die der Tee beim Aufguss erhält, oder aber vom Material der Statue der Kuan Yin. Wer ist nun das wieder? Die Kuan Yin ist ein Erleuchtungswesen im Mahayana-Buddhismus, das Volk sieht sie aber auch als Göttin an. Der Tee selbst gehört zu den Oolong-Tees, er wird an der Küste, in der Provinz Fujian im Südosten Chinas angebaut, wurde aber mittlerweile auch in Taiwan kultiviert. Gebräuchlich sind neben der oben genannten Schreibweise auch Te Kwan Yin und Ti Kuan Yin.
Die Ernte des Tin Kuan Yin
Bei vielen Teesorten hat die erste Ernte, also der First Flush, die direkt im Frühling durchgeführt wird, die beste Qualität. Beim Tin Kuan Yin ist das nicht so. Eine weitere Besonderheit ist, dass der Tee viermal im Jahr geerntet wird – und das zu jeder Jahreszeit. Eine Winterpause gibt es somit nicht. Die qualitativ beste Ernte ist dabei die Herbsternte, denn hier sind Aroma und Geschmack am intensivsten.
So wird Tin Kuan Yin hergestellt
Die Blätter werden nach der Ernte per Hand gerollt und in Röstpfannen getrocknet. Dadurch wird die Fermentierung bewusst unterbrochen. Je nachdem, wie stark die Blätter geröstet wurden, sind diese dunkler (bis hin zu schwarz) oder heller (noch in grün). Dieser Röstvorgang macht auch die unterschiedlichen Qualitätsstufen aus. Der Tin Kuan Yin Tee ist sehr mild und weich. Vermeiden sollte man einen hohen Kalkanteil im Teewasser, da es sonst zu Ausflockungen kommt, die den Tee geschmacklich entschieden abwerten.
Den Tin Kuan Yin zubereiten und genießen
Beim Aufguss sollte das Wasser nicht mehr als 90 Grad und nicht weniger als 60 Grad haben. Kochendes Wasser zerstört den feinen Geschmack. Geben Sie auf einen Liter Wasser zwischen 12 und 15 Gramm Teeblätter. Üblich ist es, den Tee mehrmals aufzugießen, in China wird es sogar als Unsitte angesehen, wenn der Tin Kuan Yin nur einmal aufgegossen wird. Achten Sie darauf, dass die Teeblätter genügend Platz in der Kanne haben, damit diese sich während des Ziehens entrollen können. Umso besser entfaltet sich das Aroma.
Sollte man den Tin Kuan Yin waschen?
Immer wieder ist davon zu lesen, dass der Tin Kuan Yin vor dem Genuss gewaschen wird. Tatsächlich ist das in China noch allgemein üblich. Zum einen wird dies aus Tradition gemacht, denn in China ist der erste Schluck Tee für die Muttererde. Auch hat das Waschen von Tee einen Reinigungseffekt, denn dadurch werden mögliche Bakterien und Viren abgetötet.
Wenn auch Sie Ihren Tin Kuan Yin vor dem Genuss waschen möchten, geben Sie Wasser mit einer Temperatur von ca. 95 Grad über die Teeblätter und lassen Sie das Ganze 5 Sekunden ziehen. Danach wird der erste Aufguss weggeschüttet, somit ist der Tee gereinigt. Lassen Sie die Teeblätter ein paar Sekunden atmen und ruhen und brühen Sie den Tee nun wie gewohnt auf.